Die BSU im Jahr 1906. Das "Schweizerhaus", das
Mädchenheim und die Wohnhäuser an der Hermann-Jäckel-Straße sind
bereits vorhanden. Das dreistöckige Spinnereigebäude mit dem Turm, das
der Anlage bis heute ihr charakteristisches Aussehen gibt, entsteht erst
fünf Jahre später. (Foto: Archiv GHV)
Baumwollspinnerei
(BSU),
Unterhausen
1850 erhielt der Stuttgarter
Kaufmann Christian Kick die Erlaubnis zu Einrichtung einer Seidenspinnerei.
1852 scheiterte Kick. Der Schweizer Kaufmann Solivo und sein Neffe Carl Fierz übernahmen den Betrieb. Die
Unternehmensgründung erfolgte im Anschluss an die wirtschaftspolitische
Entscheidung der Zollvereinsstaaten, die 1846 die Garnzölle angehoben
hatten.
Die Baumwollspinnerei wurde zunächst als
mechanische Spinnerei gegründet. Ein Steilabfall der Tuffterasse von ca.
10 m versprach ausreichende Wasserkraft der Echaz. 1861 drehten sich
bereits 34000 im Unterhausener Werk. 1883 wurde der Betrieb in eine
Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Baumwollspinnerei Unterhausen AG
eröffnete 1884 ein weiteres Werk in Honau. Elektrische Energie, die
zunächst aus Wasserkraftturbinen gewonnen wurde, spielte erst später
eine Rolle. Die erste Turbine zur Stromerzeugung wurde 1893
errichtet.
Nach dem Aufbau einer Zwirnerei auf dem Gelände
der ehemaligen Kraußschen Papierfabrik in Pfullingen war das Werk
1925 mit rund 850 Arbeitern und Angestellten eines der größten der
Region.
Nach dem Krieg verblieben 1945 noch 330
Beschäftigte. Französische Besatzer requirierten einige der wertvollsten
Maschinen. Anfang der 60er Jahre hatte sich die BSU wieder erholt. Die
Belegschaft wurde mit ausländischen Arbeitern aufgestockt.
Seit Beginn der 80er Jahre waren zwischen 350 und
380 Mitarbeiter beschäftigt. Trotz zunehmender Konkurrenz von
ausländischen Garnen konnte noch im Geschäftsjahr 1990 durch eine
spezialisierte Produktpalette ein satter Gewinn erwirtschaftet
werden.
Danach wirkte sich die allgemeine
konjunkturelle Talfahrt verheerend auf die Geschäfte aus. Die
Konzernleitung sah sich zur Aufgabe des Produktionsstandortes Unterhausen
gezwungen. Mit der
Stilllegung der Produktion am 29. Oktober 1993 war die Ära der
Textilindustrie im Echaztal beendet. Heute sind mehrere Gewerbe,
Handwerker und kleinere Industriebetriebe in den Gebäuden untergebracht.
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