Winfried
Wagner beim Mundartabend des Lichtensteiner Geschichts- und Heimatvereins
Leiser
Unterhalter mit Sinn für Lyrisches
Lichtenstein.
(ghv) Ein volles Haus bescherte der Dettinger Humorist und Schriftsteller
Winfried Wagner mit seinem Programm »Humor auf Schwäbisch« dem
Lichtensteiner Geschichts- und Heimatverein bei einem Mundartabend. Rund
150 Zuhörer amüsierten sich im Jakob-Rösch-Gemeindehaus in Unterhausen
über schwäbischen Humor in Reinstkultur.
Winfried Wagner
ist auch in Lichtenstein kein Unbekannter mehr: Gebürtiger Metzinger,
gelernter Banker, studierter Journalist, gewichtiger Schriftsteller,
berufener Humorist - diese Beschreibung gibt sicher nur einen kurzen Abriß
seiner belebten Biographie wieder.
Sein Vortrag
ist inzwischen sehr sicher und routiniert geworden, verliert aber nie an
Originalität und Lebendigkeit. Er unterhält schwäbisch knitz, aber auch
besinnlich und hintergründig, lyrisch und komisch, stets jedoch mit
seinen eigenen Werken. Wagner zählt eher zu den leisen Unterhaltern,
schrille Töne sind ihm fremd. Genau darin scheint sein Erfolgsrezept begründet.
Kleine menschliche Schwächen karikiert er, ohne jedoch jemals verletzend
oder gar ätzend zu wirken. Er hält den Leuten den berühmten kleinen
Spiegel auch Gegenstand einer seiner Sketche - vor, überläßt es aber
dann dem Zuhörer, sich selbst darin zu erkennen.
Kaum auf der Bühne,
schlug er auch das Lichtensteiner Publikum sofort mit seinem scheinbar schüchternen
Lächeln in Bann. Während seines über zweistündigen Programms schaffte
er es spielend, die Zuhörer mit Geschichten, Sketchen und Gedichten
ununterbrochen bei Laune zu halten. Sein auffälligstes Merkmal, seine
nicht gerade bescheiden zu nennende Körperfülle, ist gleichzeitig auch
eine nie versiegende Quelle zahlreicher Pointen. Dabei versteigt er sich
jedoch nicht in Platitüden, sondern legt seinem Arzt ein abgewandeltes
Nietzsche-Wort in den Mund: Wenne no schtärker werd, brengd me des voll
om.
Seine Themen:
Erlebnisse rund um den Kühlschrank (»Dicke häbe oft da Schnupfa. . .,
weil se halt so oft vorem offna Kühlschrank send«) und Kämpfe mit der
Personenwaage (»Mei Frau hot mr jetzt so a Schlachtviehwog kauft«),
Bedenken über die Platzzuweisung im Flugzeug (»net z'weit außa, sonscht
fliega mr ein Kreis«) und das verzweifelte Bemühen, einige der
zahlreichen Pfunde wieder loszuwerden (»Mit dene 17 Kilo bene ao glei
fenftausend Mark losworda!). Aber auch die Auseinandersetzung mit der jüngeren
Generation scheut er nicht, wie sein Auftritt als Kalkleiste beim
Disco-Besuch oder der Kampf mit der Lichtschranke in einem Hamburger Lokal
zeigt. Immer wieder erfrischend auch seine Emberle-Briefe (Mai liabr
Fraind), in denen er Zeitgeistiges auf Korn nimmt.
Daß dem Mann
des heiteren Wortes Starallüren fremd sind, wird dem Publikum spätestens
am Ende seines Vortrages klar: »Mir kommet jetzt zo de Zugaba.« Ungläubigen
Lachern erklärt er auch sofort ohne Umschweife, daß ihm der »Zirkus mit
dem Klatscha« nicht liegt. Entwaffnend fügt er noch hinzu: »Nochher
klatscht koinr, ond i schtand dohenda rom.« Man darf gespannt sein, was
der Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein im nächsten Jahr in seiner
Themenreihe »Ebbes Schwäbisch's ein November« anzubieten hat. |