Pressestimmen

 

Reutlinger Generalanzeiger:
Pfullingen/Eningen/Lichtenstein / 18.11.1993

Reutlinger Generalanzeiger

Winfried Wagner beim Mundartabend des Lichtensteiner Geschichts- und Heimatvereins

Leiser Unterhalter mit Sinn für Lyrisches

Lichtenstein. (ghv) Ein volles Haus bescherte der Dettinger Humorist und Schriftsteller Winfried Wagner mit seinem Programm »Humor auf Schwäbisch« dem Lichtensteiner Geschichts- und Heimatverein bei einem Mundartabend. Rund 150 Zuhörer amüsierten sich im Jakob-Rösch-Gemeindehaus in Unterhausen über schwäbischen Humor in Reinstkultur.

Winfried Wagner ist auch in Lichtenstein kein Unbekannter mehr: Gebürtiger Metzinger, gelernter Banker, studierter Journalist, gewichtiger Schriftsteller, berufener Humorist - diese Beschreibung gibt sicher nur einen kurzen Abriß seiner belebten Biographie wieder.

Sein Vortrag ist inzwischen sehr sicher und routiniert geworden, verliert aber nie an Originalität und Lebendigkeit. Er unterhält schwäbisch knitz, aber auch besinnlich und hintergründig, lyrisch und komisch, stets jedoch mit seinen eigenen Werken. Wagner zählt eher zu den leisen Unterhaltern, schrille Töne sind ihm fremd. Genau darin scheint sein Erfolgsrezept begründet. Kleine menschliche Schwächen karikiert er, ohne jedoch jemals verletzend oder gar ätzend zu wirken. Er hält den Leuten den berühmten kleinen Spiegel auch Gegenstand einer seiner Sketche - vor, überläßt es aber dann dem Zuhörer, sich selbst darin zu erkennen.

Kaum auf der Bühne, schlug er auch das Lichtensteiner Publikum sofort mit seinem scheinbar schüchternen Lächeln in Bann. Während seines über zweistündigen Programms schaffte er es spielend, die Zuhörer mit Geschichten, Sketchen und Gedichten ununterbrochen bei Laune zu halten. Sein auffälligstes Merkmal, seine nicht gerade bescheiden zu nennende Körperfülle, ist gleichzeitig auch eine nie versiegende Quelle zahlreicher Pointen. Dabei versteigt er sich jedoch nicht in Platitüden, sondern legt seinem Arzt ein abgewandeltes Nietzsche-Wort in den Mund: Wenne no schtärker werd, brengd me des voll om.

Seine Themen: Erlebnisse rund um den Kühlschrank (»Dicke häbe oft da Schnupfa. . ., weil se halt so oft vorem offna Kühlschrank send«) und Kämpfe mit der Personenwaage (»Mei Frau hot mr jetzt so a Schlachtviehwog kauft«), Bedenken über die Platzzuweisung im Flugzeug (»net z'weit außa, sonscht fliega mr ein Kreis«) und das verzweifelte Bemühen, einige der zahlreichen Pfunde wieder loszuwerden (»Mit dene 17 Kilo bene ao glei fenftausend Mark losworda!). Aber auch die Auseinandersetzung mit der jüngeren Generation scheut er nicht, wie sein Auftritt als Kalkleiste beim Disco-Besuch oder der Kampf mit der Lichtschranke in einem Hamburger Lokal zeigt. Immer wieder erfrischend auch seine Emberle-Briefe (Mai liabr Fraind), in denen er Zeitgeistiges auf Korn nimmt.

Daß dem Mann des heiteren Wortes Starallüren fremd sind, wird dem Publikum spätestens am Ende seines Vortrages klar: »Mir kommet jetzt zo de Zugaba.« Ungläubigen Lachern erklärt er auch sofort ohne Umschweife, daß ihm der »Zirkus mit dem Klatscha« nicht liegt. Entwaffnend fügt er noch hinzu: »Nochher klatscht koinr, ond i schtand dohenda rom.« Man darf gespannt sein, was der Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein im nächsten Jahr in seiner Themenreihe »Ebbes Schwäbisch's ein November« anzubieten hat.

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Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein e.V., Ludwigstraße 8, 72805 Lichtenstein