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Reutlinger Generalanzeiger:
Pfullingen/Eningen/Lichtenstein / 13.11.2004

Reutlinger Generalanzeiger

Wasserkraft - Hundert Meter nach dem Ursprung treibt die junge Echaz Mahl- und Räderwerke an

Schon an der Quelle bärenstark

VON GERT LINDEMANN

LICHTENSTEIN. »Wer eine herrliche Wasserquelle sehen will, komm' mit zur Echatzquelle. Kaum mehr als tausend Schritte ob dem Dorfe Honau sprudelt sie hervor, nahe der alten Dobelmühle, auf die rechts aus stolzer Höhe das Schlösslein Lichtenstein, links die zackigen Felsen des Traifelbergs herniederschauen.«
     Romantisch verklärt beschreibt Karl Rommel im Reutlinger Heimatbuch aus dem Jahre 1918 den Ort, an dem die Lebensader des umtriebigen Seitentales am Trauf der Schwäbischen Alb ihren Ursprung nimmt. Eine Ausstellung des Lichtensteiner Geschichts- und Heimatvereins im »Alten Schulhaus Oberhausen« belegt derzeit die bereits frühzeitig erfolgte vielfache Nutzung der Wasserkraft der Echaz.

Die Echaz versorgt nicht nur seit jeher viele Brunnen mit Trinkwasser; der kleine Fluss, eben erst dem Berg entsprungen, entwickelt bereits wenige hundert Meter nach seiner Quelle eine Kraft, die ausreichte, zahlreiche Mahlwerke von Getreidemühlen und Räderwerke von Handwerks- und später Industriebetrieben anzutreiben. Schon vor über 900 Jahren spielten die »drei Mühlen zu Husin«, die Graf Liutold von Achalm 1089 dem von ihm und seinem Bruder gegründeten Benediktinerkloster Zwiefalten übereignete, eine Rolle.

Wasserräder der Dobelmühle in Honau (Foro: Archiv GHV) emptypixel.gif (43 Byte) Historische Ansicht der Dobelmühle, die die Kraft des Echazwassers nutzte. 
(FOTO: PR) 

Erste Hinweise

Aus der Ortsamtbeschreibung von 1893 geht unter anderem hervor, dass in Honau von alters her das Mühlengewerbe bestanden hat. Erste Hinweise datieren aus dem Jahre 1206. Honau gehörte von 949 bis 1717 zum Bistum Chur. Eine im churischen Besitz in Honau befindliche Mühle ging 1206 von Ritter Walther von Pfullingen an das Kloster Weissenau. 1263 tauschte das Kloster Weissenau die Mühle »in clivo de Hohenowe« gegen Güter und Rechte in Bernhausen an Ludwig von Lichtenstein.
     Laut Steuerbuch von 1629 hatte die Familie von Neuhausen in Honau acht Lehen, von denen das bedeutendste in der »Unteren Mühle« (Honau) samt Feilenschmiede bestand. Im 19. Jahrhundert wurde die Wasserkraft der Echaz intensiver genutzt als je zuvor: Zwischen Quelle und Mündung des Flusses in den Neckar arbeitete 1860 durchschnittlich alle 300 Meter ein Mühlwerk oder eine wasserkraftbetriebene Fabrik.
     1909 wurden 73 Wasserwerke gezählt; 70 davon auf dem Gebiet des Oberamts Reutlingen. Jede Anlage erhielt eine Triebwerksnummer, die für heute bestehende Mühlwerke noch immer gültig ist. Die der Quelle am nächsten liegende Dobelmühle in Honau erhielt die Nummer T1, die Transmissionsanlage der Baumwollspinnerei Unterhausen erhielt die Nummer T 14.

Historische Originale

Die ursprünglichen großen Textilindustrieansiedlungen, die den Charakter des Oberen Echaztales ab dem 19. Jahrhundert so drastisch veränderten, haben inzwischen anderen Firmen und Gewerken Platz gemacht. Doch noch immer geben an vielen Orten unseres Tals zahlreiche zum Teil noch aktive Turbinen, Mühlen und Brunnen Zeugnis von der Bedeutung der Lebensader Echaz für die Entwicklung der Menschen und ihrer Lebensumstände.
     Für die Ausstellung, die die rührigen Hobby-Historiker unter der Regie der inzwischen zu »Mühlenexperten« avancierten Aktiven Gerhard Weisschuh und Günter Frick in den Räumen im Alten Schulhaus zusammengestellt haben, wurden eine Vielzahl unterschiedlichster Quellen angezapft.
     Recherchen im Reutlinger Stadtarchiv und in den Lichtensteiner Gemeindearchiven lieferten historisch gesicherte Details. Als wahre Fundgruben für Lebensbeschreibungen erwiesen sich Berichte, Dokumente und Gegenstände aus der Hand der Familien, deren Vorfahren ihren Lebenserwerb durch die Wasserkraft bestritten.
     Die Besucher erwarten daher Schautafeln zur Geschichte der einzelnen Gewerke. Diese werden ergänzt durch zahlreiche historischer Originale, wozu auch der Ringanker-Dynamo zählt, der 1884 die erst zehn Jahre zuvor entdeckte Olgahöhle als erste Schauhöhle mit elektrischem Licht versorgte. (GEA)

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Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein e.V., Ludwigstraße 8, 72805 Lichtenstein