MUNDART IN LICHTENSTEIN - Dietlinde Ellsässer holt in Unterhausen
Pfarrer und Bürgermeister zur Herzblatt-Runde auf die Bühne
VON JOACHIM BAIER LICHTENSTEIN. Beim Auftritt von Dietlinde
Ellsässer in der ersten Reihe sitzen, ist immer gewagt. Zu spät kommen und
dann ganz vorne Platz nehmen, davor sei gewarnt: Gerade hatte die
schwäbische Ulknudel beim Mundart-Abend in Unterhausen Pfarrer Martin
Bauspieß aufs Korn genommen, als ein Nachzügler hereinhuschte und sich
ausgerechnet auf den freien Stuhl neben den Geistlichen setzte. »Isch des dr
Mesner?« fragte Dietlinde Ellsässer in die Runde. Im Saal brach schallendes
Gelächter aus.
»Ledig in Schwaben« heißt das Soloprogramm, mit dem Dietlinde
Ellsässer dem Publikum in Lichtenstein Lachtränen in die Augen
trieb. FOTO: GHV-Archiv
»Wie darf ich Sie denn nennen?«, wandte sie sich keck an den
verspäteten, ihr offensichtlich unbekannten Herren. »Peter«, antwortete
der. »Peter! So hend bei ons früher emmer d' Kater g'hoißa.« Das
Publikum tobte vor Vergnügen. Bürgermeister Peter Nußbaum nahm's mit
Humor und lachte herzhaft mit. Später durften der »Herr Peter«, Pfarrer
Bauspieß und Gert Lindemann vom Geschichts- und Heimatverein mit der
schlagfertigen Schwäbin zum Vergnügen der Gäste eine Runde Herzblatt
spielen.
»Peter! So hend bei ons früher emmer d' Kater ghoißa«
»Schee
grichded« sei er, begrüßte die Ellsässer den Schultes auf der Bühne.
Auch der Pfarrer bekam ein Lob fürs »Pullöberle«. An Lindemann, dem
dritten Galan in der Herzblatt-Runde, fiel ihr die Krawatte auf: »Wenn
die mal modern wird, dann hast Du sie schon.« Jeder der Herren sollte
erzählen, wie er seine Herzdame empfangen würde. Und das wussten die
Kandidaten durchaus blumig auszuschmücken. Per Klatschprobe mit dem
Publikum wurde Lindemann zum Sieger gekürt. Als Rosenkavalier kam er
dann in den Genuss eines kurzen Tänzchens.
»Ledig in Schwaben« heißt
das Soloprogramm, mit dem Dietlinde Ellsässer am Freitag im voll
besetzten evangelischen Gemeindehaus dem Publikum mit ihrem trockenen
schwäbischen Humor, gewürzt mit knalligen Pointen, die Lachtränen in die
Augen trieb. Vorteile des Ledig-Seins konnte die gebürtige
Hemmendorferin etliche nennen: Man kann die ganze Nacht stoßlüften. Man
kann mit dem Buttermesser »ens Gsälzglas nei«, ohne dass jemand meckert.
Dagegen »des Ehe-Sach«: Die ganze Nacht im Doppelbett, »do schnaufeschd
doch blos des ei, was dr andere ausschnaufed«.
Die Männer bekamen bei Dietlinde Elsässer ebenfalls ordentlich was
ab. »Küssen im Schulunterricht«, so ihr künstlerischer Ansatz für einen
radikalen Wandel in der Bildungspolitik. Da gibt's Nachholbedarf: »Vor
allem die jungen Kerle sollten das lernen!« Sie selbst habe schon
gelegentlich auch ans Heiraten gedacht, bemerkte sie augenzwinkernd,
aber nur, weil es Männer gibt wie Winnetou, Tarzan oder James Bond.
»Das Ledig-Sein ist eine innere Gemachtheit«
Mit einigen Liedern zur Playbackmusik sorgte die Künstlerin
zwischendurch für Entspannung der Lachmuskeln. Zum Abschluss gab es eine
kurze Zusammenfassung auf Hochdeutsch: Das Leben ist jetzt, so die
Botschaft, nicht erst an Weihnachten, das vielleicht doch nur wieder
eine Enttäuschung wird. Anfangen, sich selber zu lieben, lautet das
Grundrezept zum Gelingen der Solo-Karriere im Leben. »Das Ledig-Sein ist
eine innere Gemachtheit«, oder, wie es die Schwäbin auf den Punkt
bringt: »Man isch au ohne ebber ebber.«
Organisator Gert Lindemann
freute sich über das volle Haus und berichtete, dass die Tickets für
Dietlinde Ellsässer im Vorverkauf rasch ausverkauft waren. Der
Geschichtsund Heimatverein Lichtenstein veranstaltet seinen
Mundart-Abend seit 24 Jahren immer einmal im November. Fürs Jubiläum im
kommenden Jahr 2018 habe bereits Winfried Wagner, bekannt als
Bäckermeister Laible aus der SWR-Fernsehserie, zugesagt. »Er war auch
bei unserem allerersten Mundartabend dabei«, freut sich Lindemann
bereits auf das Wiedersehen. (GEA)