Pressestimmen

 

Reutlinger Nachrichten / Südwestpresse:
Aus Stadt und Kreis Reutlingen / 27.11.2006

Reutlinger Nachrichten - Südwestpresse

LESUNG / Prof. Hermann Bausinger zu Gast in der Reihe "Ebbes Schwäbischs em November" 

Lesespaß, obwohl über Unterhausen nichts drinsteht

"Ebbes Schwäbischs em November" heißt die Veranstaltungsreihe des Geschichts- und Heimatvereins Lichtenstein. In diesem Jahr war Prof. Hermann Bausinger zu Gast. Der Emeritus las aus seinem Buch "Der herbe Charme des Lande" und parlierte über Land und Leute.

Emeritus Hermann Bausinger und eine seiner Leserinnen in Lichtenstein. FOTO: KARIN LOBER emptypixel.gif (43 Byte) Vielgefragter Signierer: Emeritus Hermann Bausinger und eine seiner Leserinnen in Lichtenstein. FOTO: KARIN LOBER

KARIN LOBER
 
UNTERHAUSEN Wer sei besser dazu geeignet, die schwäbischen Charaktere zu begutachten, als Prof. Hermann Bausinger? Mit dieser rhetorischen Frage begrüßte Gert Lindemann vom Geschichts- und Heimatverein das Publikum und die Hauptperson des Abends. Der Professor für empirische Kulturwissenschaft sei zwar bereits im Ruhestand, aber alles andere als untätig, sondern nach wie vor als Autor, Redner und Dozent gefragt, verriet Lindemann.

So auch an diesem Abend, an dem rund 90 Bürger dem 80-jährigen Emeritus lauschten, als er gut gelaunt aus seinem Buch "Der herbe Charme des Landes" las und die eine oder andere Anekdote zum Besten gab. Bausinger saß hochkonzentriert an dem rustikalen Holztisch, rechts und links hatten die Veranstalter jeweils ein Landschaftsgemälde auf einer Staffelei platziert, so als solle diese Kulisse den Buchtitel unterstreichen. Dagegen setzte Bausinger mit seiner Erscheinung einen Kontrapunkt - sein Charme wirkte feinsinnig und ist alles andere als herb. Mal hier ein verschmitztes Lächeln, der stets hellwache Blick, irgendwie erinnert Bausinger an einen Grandseigneur.

Souverän führt der Autor sein Publikum durch das Buch, nimmt es mit auf eine unterhaltsame und vergnügliche Reise quer durch das Bundesland. Es geht also nicht nur um die Schwaben, Bausinger widmet sich ebenso der Region Baden. Klar doch - schließlich heißt der Untertitel des Buches "Gedanken über Baden- Württemberg". Der Bindestrich zwischen den beiden Worten, aus denen sich der Namen des Bundeslandes zusammensetzt, zeige, so Bausinger, dass Badener und Schwaben nicht so einfach unter einen Hut gebracht werden könnten.

Entsprechend prangen auf dem Buchtitel auch die beiden mit einer Schnur zusammengebunden Landesteile. Das Cover hätte nicht nur Zustimmung gefunden, merkte Bausinger an, doch er sei der Meinung, dass es die Trennung in den Köpfen der Bürger nach wie vor gebe.

Den traditionellen Konflikt zwischen Baden und Württemberg beschreibt Bausinger humorvoll und mit einem Augenzwinkern. Mal schildert er genüsslich die Klischees, die Badener über Schwaben pflegen, dann wird der Spieß flugs umgedreht. Eins kann man Bausinger nicht vorwerfen: Ungerechtigkeit. Ein Rezensent, so erzählt Bausinger, hätte gewürdigt, dass seine Beschreibungen sehr ausgeglichen seien, aber trotzdem sei zu merken, dass der Verfasser aus Baden komme. Das Publikum ist amüsiert, schließlich ist hinreichend bekannt, dass Bausinger in Aalen geboren und somit beileibe kein "Gelbfüßler" ist.

Der Kulturwissenschaftler bot aber nicht nur Geschichten, die zum Schmunzeln einluden, er hatte auch allerlei Wissenswertes über Land und Leute parat. So war es zu erfahren, dass es den Herrn Maggi wirklich gab und der Name nicht aus dem Labor cleverer Marketingstrategen stammt. Dann wieder entführte Bausinger seine Zuhörer in allerlei Höhen und Tiefen: Von den Höhen des Schwarzwaldes bis in die unergründliche Tiefen des Blautopfes - Bausinger, so scheint's, kennt hiesige Orte und Landschaften wie seine Westentasche.

Sein Buch, merkte Bausinger an, werde oft nach dem Gesichtspunkten gelesen: "Sind wir drin?". Unterhausen ist definitiv nicht in dem rund 160 Seiten starken Buch zu finden. Bei 1011 Gemeinden in Baden-Württemberg sei es nicht möglich, alle Orte zu erwähnen. Sonst wäre sein Buch eher so etwas wie ein Postleitzahlenbuch geworden, entschuldigte Bausinger den Faux-Pas und las zur Entschädigung die Passage, die über Tübingen handelt. Liegt ja schließlich gleich um die Ecke.

Nun, auch wenn nichts über Unterhausen geschrieben wurde, das Publikum genoss den Abend trotzdem. Kein Wunder, schließlich spannte Bausinger einen langen, abwechslungsreichen Bogen: Land, Leute, Geschichte, Kultur, Denker und Dichter, Tüftler, Fortschritt und Traditionen, große und kleinen Namen, Dörfer und Städten: Eben alles, was der Südwesten der Nation an Vielfalt zu bieten hat.

Erscheinungsdatum: Montag 27.11.2006

Quelle: http://www.suedwest-aktiv.de/

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